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David Surkamp: Dancing On The Edge Of A Teacup (Review)

Artist:

David Surkamp

David Surkamp: Dancing On The Edge Of A Teacup
Album:

Dancing On The Edge Of A Teacup

Medium: CD
Stil:

Rock/Artrock/Progressive Rock

Label: Rockville/Point Music
Spieldauer: 36:53
Erschienen: 2007
Website: [Link]

Es ist jetzt schon einige Jahre her, als ich durch Zufall auf die ersten beiden Alben von PAVLOV´S DOG ("Pampered Menial" und "At The Sound Of The Bell") gestoßen bin. Nicht nur der Bandname, auch die schwarz-weiß gehaltenen Cover machten einen interessanten Eindruck und verhießen irgendwie anspruchsvollen Seventies-Rock, den man als Freund von LED ZEPPELIN und Ähnlichem ja mal antesten konnte.

Was dort dann erklang, war anders, nicht nur als ich es erwartet hatte, sondern auch anders als das Meiste, was ich bis dahin gehört hatte. Die atmosphärische Musik mit der mannigfaltigen Instrumentierung war mit dem Begriff "leicht psychotischer Artrock" (manche nannten es Progrock und verglichen die Band mit RUSH) vielleicht noch annähernd (wenn auch unzureichend) beschrieben; es war der ungewöhnliche Falsettgesang, der kurz abschreckte, um dann um so faszinierender auf mich zu wirken. Die zittrige Heliumstimme von DAVID SURKAMP klang verquer, psychotisch und emotional ebenso verwirrt, wie verwirrend, so dass einem die Angst um des Sängers Selbst in die Glieder fuhr. Selten war Leiden so übertragbar. Und nie zuvor wusste ein Sänger das Hörerlager dermaßen in Wohl und Missfallen zu spalten (selbst ein King Diamond im Metalsektor bei weitem nicht). Wie dem auch sei, seit damals gehören Songs wie "Julia", das monströs eindringliche "Song Dance" und "She Breaks Like A Morning Sky" zu den Dauerbrennern in meiner rauchigen Stammkneipe, mit denen man immer noch in den frühen Morgenstunden Neugäste mit der Tatsache verwirren kann, dass dort ein Mann singt...

Nach jahrelanger Funkstille und einer abenteuerlich gerüchteten Biografie (nach der der Sänger z.B. schon lange nicht mehr leben würde) erschien 2001, von der musikhörenden Allgemeinheit wohl recht unbemerkt, ein erstes Solowerk, seit drei Jahren kommt es wieder zu PAVLOV´S DOG-Reunionshows (demnächst ist die Band auch in Deutschland unterwegs) und jetzt liegt ein neues DAVID SURKAMP-Album vor, das mit dem Untertitel "The Pavlov´s Dog Trinity Sessions" frohlockt.

Die Faszination ist dann mit der ersten Gesangslinie sofort wieder da, auch wenn DAVID SURKAMP mittlerweile etwas gemäßigter klingt, während die Musik, zwar immer noch facettenreich und experimentell, nur noch partiell mit den sphärischen Rocksounds der 70er vergleichbar ist. Der Opener "Looking For My Shadow" macht es einem da noch recht einfach und erinnert sowohl an die früheren Scheiben, als auch stark an die ebenfalls völlig unterbewerteten GYPSY KYSS von Michael Dickes. Festzumachen ist dies an dem Folk-Flair, der bis auf wenige Ausnahmen immer auf der Scheibe gegenwärtig ist.

Das folgende "Hard Rain" überrascht dann durch klappernde Kastagnetten mit spanischer Folklore und hat auch etwas von französischem Chanson, woran der erstmalige Einsatz von weiblichem Gesang Anteil hat. Dieser stammt von Surkamps Frau Sara, die auf dem Album noch öfter zu hören sein wird und zusammen mit dem langjährigen Freund "Bongo" Billy Costello das aufspielende Trio (daher wohl auch der Untertitel der CD) komplettiert, während von der früheren PAVLOV´S DOG-Besetzung hier niemand dabei ist.

Einen kurzen Gastbeitrag in Form eines Sprechparts trägt noch die 16-jährige Surkamp-Tochter Saylor in "Losing My Piano" bei, einem verträumten Sechsminüter mit "klingelndem" Keyboards, die von einem verzerrtem, psychodelisch anmutendem Gitarrensolo unterbrochen werden. "Highlife Bunting" ist mit reichlich Percussions und der Akustikgitarre wieder sehr folkig. Lagerfeuermusik. Bei der easy-souligen Ballade "Wrong" steht erstmals die Gattin gesanglich im Mittelpunkt; für Rockfans trotz Gitarrensolos ebenso eher ungeeignet, wie das gleichfalls leichtfüßige "Ghost Barres" im Anschluss. Neben der Stimme hier am interessantesten die Soundscapes im Hintergrund, die an Walgesänge erinnern. Etwas lebendiger wird es dann wieder mit "Life In Imperfect Times", bei dem Surkamp wieder stärker wie in der Vergangenheit "leidet", während er auf das ganze Album bezogen doch wesentlich entspannter und nicht mehr so melancholisch wie früher klingt. Den verfrühten Schlusspunkt (37 Minuten sind für einen Longplayer mal wieder viel zu kurz, was sich auch hier auf den Gesamteindruck auswirkt) setzt dann mit "One Of These Days" eine weitere Akustiknummer, bei dem ein Banjo verstärkt zum Einsatz kommt. Ein Song, "um im Wind zu tanzen", wie es im Text so passend heißt, und der mich wie schon zu CD-Beginn stark an GYPSY KYSS erinnert und damit die schwierige Aufgabe, das Teetassenalbum erklärend zuzuordnen, noch ein wenig erleichtert.

FAZIT: Wer sich früher dem Bann von PAVLOV´S DOG nicht entziehen konnte, wird auch diesmal wieder schnell dem Reiz der Stimme verfallen, auch wenn die Musik insgesamt wesentlich ruhiger und weniger progressiv ausgefallen ist, als vor 30 Jahren. Andere Musik für andere Stunden, die eine träumerische Ader voraussetzt. Und alle, die jetzt erst neugierig geworden sind, sollten den Einstieg eher mit dem rockigeren "Pampered Menial" wagen, das immer noch den Höhepunkt aus dem Schaffenswerk DAVID SURKAMPs darstellt - bei Gefallen wird man dann zwangsläufig bei den jüngeren Alben landen.

Lars Schuckar (Info) (Review 6336x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Looking For My Shadow
  • Hard Again
  • Losing My Piano
  • Highlife Bunting
  • Wrong
  • Ghost Barres
  • Life In Imperfect Times
  • One Of These Days

Besetzung:

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